Was kann die Schulung sonst noch bewirken und was wird nach der Schulung sein?

Nächste Woche werde ich Dienstag und Mittwoch unterrichten, und Montag, Donnerstag und Freitag in je einem der Altersheime mitarbeiten.

Ich bin also mitten in meiner Arbeit, hab die Schulungen gestartet, die ich auch gut zu Ende bringen will. Und möchte auch strategisch und vielleicht sogar politisch was anzetteln.
Vielleicht gelingt es, die insgesamt 8 Altenheime zur Zusammenarbeit zu bewegen. Jetzt wurstelt jedes für sich allein dahin, ist von Spenden und Wohltaten abhängig. Und der Staat schert sich um nichts. Außer dass die „premiere dame“ (die Frau des Staatspräsidenten) einigen Hospices, aber eben nicht allen, teure Jeeps gespendet hat, für die sie sich weder den Chauffeur noch den Treibstoff leisten können.

Wir (die Caritas Kinshasa und ich gebe meine Ideen dazu) sind dabei, ein Event bei der Zertifikats-Verleihung am Ende der Schulung zu veranstalten und dazu die premiere dame (Frau Kabila) einzuladen. Wenn Frau Kabila kommt, dann sind die anderen, vor allem Presse, auch da. Und dann gibt’s mal eine Plattform, um Wichtiges anzusprechen und vielleicht in die Öffentlichkkeit zu bringen. In der Schulung sind einige Leute dabei, die eine Initiativgruppe formieren möchten, umlangfristig weiter zu arbeiten. Für sie wäre so eine Öffentlichkeit wichtig.
Fraglich ist, ob die zwei staatlichen Heime sich mit den sechs privaten Heimen zusammen tun wollen, und umgekehrt. Oder ob nicht Konkurrenz zu tief verwurzelt ist. Also ich lass alles auch wieder los und lass mich im Anlassfall positiv überraschen.

Vielleicht greife ich zu den Sternen. Aber träumen darf man ja mal …

Was ich nicht vermisse, ist die Vorweihnachtszeit. Ich empfinde sie auch nicht als solche, das ist bei den tropischen Temperaturen nicht eingespeichert.

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Federball spielen

6. 12.

Ich bin sauer. Das Internet ist nicht eingeschaltet! Der Strom ist da, und ich kann nicht in Verbindung treten mit meiner österreichischen Welt! Und die Reveilles brüllen wieder, wie immer um diese Zeit. Also geht auch das Schlafen nicht. Dabei bin ich wirklich müde und erschöpft!

Soeur Lea hat mir geholfen, indem wir Federball gespielt haben. Das tun wir fast jeden Tag um diese Zeit, bis es dunkel wird, das ist um ca. 18:30 Uhr, und es für sie Zeit zum Gebet ist.  Wir haben viel Spaß dabei, rennen herum, stolpern, schießen den Ball aufs Dach – bis jetzt ist er entweder wieder runter gehüpft, oder einmal konnte Lea ihn mit einer großen Stange runter holen. Vorgestern hat sie ihn über die Mauer in den Nachbargarten geschossen. Ich bin rüber um ihn zu holen. Der Wächter war sehr erstaunt, dass da eine Mundele (Weiße)  kommt und was will von ihm. Er war aber freundlich, ließ mich rein und ich fand den Federball sofort. Er war neugierig, was wir damit machen. Also lud ich ihn ein rüber zu kommen und zuzuschauen. Wir gaben eine kurze Performance unserer Spielkünste, wie immer wenn wer zuschaut waren sie kläglich, aber er kannte sich aus und verließ uns zufrieden.

Beim Federballspiel hab ich mich, nicht zum ersten Mal, abreagiert. Jetzt nutze ich die Zeit, um in meinem „Tagebuch“ weiter zu schreiben und meine Gedanken zu ordnen.

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Bildung kostet!

Hier im Kongo ist jede Schule mit Kosten verbunden (nur nicht mein Schulungsangebot ;-).
Heute hatte ich Gelegenheit, eine private Initiative zu besuchen. Eine tatkräftige Frau, Lehrerin, aber ausgestiegen aus dem Schulbetrieb, alphabetisiert junge Mädchen bzw. junge alleinstehende Mütter und gibt ihnen Gelegenheit, im Anschluss an die Alphabetisierung das Schneiderin-Handwerk zu erlernen. Der Schulbetrieb ist bei ihr auf der Terrasse. Die Mädchen brauchen nur $10 im Monat zahlen, aber ohne Gebühr geht’s nicht, nicht in der Ecole maternelle für die ganz Kleinen, und später umso weniger. Weil der Staat einfach keine Verantwortung übernimmt. Das ist natürlich im Altenpflegebereich, in dem ich arbeite, genau so.

Was nichts kostet, ist nichts wert, denke ich manchmal in Bezug auf unsere Schuldebatte in Europa. Obwohl es natürlich gut ist, den Schulbetrieb und das Bildungssystem bei uns kontrovers zu diskutieren.
Eine Lehrerin hat mir erzählt, dass Kinder, deren Eltern das Schulgeld nicht zahlen, aus der Schule ausgesperrt werden. Ein anderes Druckmittel haben sie nicht um das Geld zu bekommen. Dann rufen die Kinder ihre Eltern an und bitten sie dringend, zu zahlen, damit sie wieder in die Schule dürfen.
Die andere Seite: Auf der Straße wimmelt es von Kindern, die keine Möglichkeit haben, in die Schule zu gehen. Ihre Möglichkeiten im Leben sind vorgezeichnet …
Aber auch wer was gelernt hat, findet nicht leicht eine bezahlte Anstellung. Hier lebt die Generation Volontäre und PraktikantInnen. Sie arbeiten Großteils ganz ohne Geld, oft über sehr lange Zeit, wie ich es hier im Altenheim St. Pierre erlebe. Vier junge Männer arbeiten seit ca. 10 Monaten fleißig, werden auch wirklich gebraucht, aber sie werden nicht eingestellt.

Wer eine Anstellung hat, bekommt oft ein Gehalt, das zu einem würdigen Leben nicht reicht. Das Leben ist teuer hier, finde ich. Alles was importiert wird, kostet hier viel mehr als in Europa. Nur wenig ist billig. Eigentlich nicht wirklich was. Kürzlich kaufte ich Eier auf dem Markt zu 30 Dollar-Cent das Stück.

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Höllisch heiß und höllisch laut

Hier ist es meist höllisch heiß. Heute Morgen nicht, da es tropenmäßig geregnet hatte. Dafür kamen aber die letzten TeilnehmerInnen zu meiner Schulung, die für die erste Gruppe heute gestartet hat und die nächsten vier Wochen jeweils Dienstag und Mittwoch (zweite Gruppe) weiter geht, über zwei Stunden zu spät, weil bei Regen der Verkehr zusammenbricht. Jetzt ist Regenzeit!
Neben der Tatsache, dass es hier meist höllisch heiß ist, ist es hier auch oft höllisch laut. Vor allem wenn die Verrückten von der „Eglise des Reveilles“ ihre Erleuchtungserkenntnisse und Teufelsaustreibungen in die Lautsprecher mit riesigen Boxen hineinbrüllen. Die „Kirche“, ein schäbiger Schuppen, in dem sich fast alles im Freien abspielt, befindet sich hier ganz in der Nähe und hat einen enormen Zulauf. Das Gebäude ist auf allen Seiten, die zur Straße offen sind, fast ständig von einer Menschenmenge umgeben. Diese Verrückten finden auch immer wieder raus, dass ein eigenes Kind vom Teufel besessen ist. Wenn es nicht gelingt, den Teufel auszutreiben, dann wird das Kind verstoßen. Ich habe darüber im Film „Die Kinder von Kinshasa“ gehört. Es war eindringlich und erschütternd dargestellt.
Es ist aber nochmal was anderes, wenn ich die Leute in ihren Trancezuständen hier sehe (wenn ich vorbei gehe) und vor allem höre!
Eine der Schwestern, bei denen ich wohne, erzählte mir, dass ihre Kongregation ein Heim für Kinder, die sie von der Straße holen, betreibt. Auf meine Frage, welche Kinder das seien bzw. wie die Kinder auf die Straße kämen, erzählte sie als erstes von diesen von den eigenen Eltern vertriebenen Kindern. Manchmal spielt auch ein Stiefvater oder eine Stiefmutter eine schlimme Rolle dabei. Die Schwestern bemühen sich, den Kontakt zu den Eltern wieder anzubahnen und manchmal gelingt das auch mit viel Mühe und nach viel Zeit.

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Rapport St. Pierre

Ein Auszug aus dem Bericht an die Caritas Kinshasa

Vom 15. 11. – 23. 11 arbeitete ich intensiv im Hospice St. Pierre mit und konnte dadurch einen Einblick in die Lebenssituation der Bewohnerinnen und Bewohner und ebenso in den Arbeitsalltag der Angestellten und Volontäre sowie der Leiterin bekommen.

Ich konnte viele Ähnlichkeiten bezüglich der Situation der alten Menschen in St. Pierre mit der Situation alter Menschen in einer Einrichtung in Österreich und vermutlich überall auf der Welt feststellen. Selbstverständlich sah ich auch Unterschiede. Von Anfang an war mir wichtig, die Pflege- und Betreuungssituation in St. Pierre keineswegs mit  „europäischen“ Augen zu betrachten und einzuschätzen.

ACTIVITÉS ET EXPÉRIENCES EXISTENTIELLES DE VIE

Je voudrai prendre le modèle a pensée des AEEV comme orientation pour le rapport de ma connaissance de l´hospice St. Pierre.

Un evironnement sûr et encouragement

Augenfällig ist der Innenhof mit dem gepflegten Rasen, den schönen Sträuchern und Blumen. Er beeindruckt nicht nur Besucher, sondern ist eine Freude für die hier lebenden Menschen. Die Pflege der Anlage wird ausschließlich von Hand gemacht, z.B. das Schneiden des Grases mit der Machette. Dies erfordert viel Zeit! Durch einen Rasenmäher bliebe mehr Zeit für die Betreuung der alten Menschen.

Durch das  warme Klima ist es den Alten möglich, die meiste Zeit des Tages vor dem Zimmer im Freien zu verbringen. Sie sind an der frischen Luft und können leicht in Kontakt zum Personal oder zu anderen BewohnerInnen treten. Die ständige Belüftung der Zimmer verhindert, dass sich schlechter Geruch (Urin im Fall von Inkontinenz) festsetzt. …..

Se mouvoir

Durch die Ebenerdigkeit gibt es für die alten Menschen kaum Hindernisse beim Gehen zu überwinden. Ich stellte fest, dass mit wenigen Ausnahmen die alten Menschen selbständig oder mit ein wenig Hilfe mobil sind. Deren Mobilität wird nach meiner Einschätzung paradoxerweise gefördert durch den Mangel an manchen Hilfsmitteln, wie sie in österreichischen Heimen selbstverständlich sind. Deren Vorhandensein „verführt“ das Personal und auch die alten Menschen dazu, sich weniger um die eigene Beweglichkeit, als um das Benutzen von Hilfsmitteln zu bemühen. Das kann langfristig zu Abhängigkeit und zum Verlust an Selbständigkeit führen. Dies beobachte ich in österreichischen Einrichtungen leider allzu häufig.

S´occuper

Manche der Alten finden Beschäftigung, indem sie fernsehen, Tabak schnupfen oder die Bibel lesen. Viele verbringen den Tag passiv. Sie bekommen nur durch den Kontakt zum Personal oder zu Besuchern Anregungen

Ein Höhepunkt ist der Besuch der Messe am Samstag. Alle BewohnerInnen nehmen daran teil.

Ich konnte im Gespräch mit einem alten Mann herausfinden, dass er früher Rennläufer war. Auf meine Einladung liefen wir öfter einige Runden im Hof. Auch eine Stagière lief mit ihm auf meine Aufforderung hin.

Einem desorientierten alten Mann, der immer nur apathisch im Eck sitzt, gab ich ein bebildertes Heft in die Hand. Zur Überraschung aller begann er, darin zu blättern. …

Activités et experiences existentielles de vie

Manche der Pensionäre leiden an Krankheiten, welche medizinisch nicht behandelbar sind, oder mussten Schicksalsschläge hinnehmen.

Ein sehr liebenswürdiger Pensionär ist von „Elefantiasis“ an den Beinen betroffen. Durch Lymphstau sind seine Beine dick wie Säulen und die Füße zum Platzen geschwollen. Deshalb kann er nur mit äußerster Mühe ein paar Schritte machen. Anschließend an die Fuß- und Nagelpflege bewegte ich ihm sorgfältig alle Fußknöchelchen durch. Danach schaffte er es, ein gutes Stück mit Hilfe zu gehen und war entsprechend glücklich darüber.

Der Mann, der Rennläufer war, kann allein nicht laufen, da er blind ist. Durch das Laufen mit ihm gelang vielleicht für kurze Zeit ein Anknüpfen an eine Zeit in seinem Leben, in der er erfolgreich war.

Menschen in ihren existentiellen Lebenserfahrungen zu treffen ist eine besonders anspruchsvolle Aufgabe in der Betreuung von Menschen. Sie kann in besonderen Momenten gelingen. Dies wahrzunehmen bedarf der eigenen Bereitschaft und einer sorgfältigen Schulung.

Communiquer

……  Als Schwierigkeit wird angegeben, dass einige wenige Pensionäre weder französisch noch lingala sprechen. In diesem Fall ist die Kommunikation mit der betreffenden Person erschwert aber natürlich nicht unmöglich. Schwer haben es die blinden Pensionäre, die auf visuelle Orientierung und auf Kommunikation durch Körpersprache verzichten müssen. Ihnen entsprechende Unterstützung zu geben, um partizipieren zu können, bedarf der Schulung.

Für mich selbst kann ich sagen, dass ich trotz meiner Sprachschwierigkeiten mit allen Personen, auch mit den Pensionären, kommunizieren konnte. Manchmal holte ich Unterstützung fürs Übersetzen, wenn jemand nur lingala sprach. Mit der Zeit merkte ich, dass mehr Pensionäre etwas französisch können als angenommen. Sie honorieren wohl mein Bemühen und bemühen sich ihrerseits, ihr französisch hervorzuholen.

Mein mangelhaftes Französisch hatte in der Kommunikation mit den Arbeitenden auch etwas Gutes. Ich verstand vieles nicht und musste immer wieder nachfragen. Um sicher zu gehen, ob ich etwas richtig verstanden hatte, wiederholte ich das Gehörte mit meinen eigenen Worten. Dies war zwar aufwändig, aber manchmal wurden dadurch nebulöse Aussagen etwas konkreter und ich konnte tatsächlich besser verstehen.  …. Und so weiter ….

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Unterwegs sein in Kinshasa

Heute tat ich einige Schritte in die Selbständigkeit. Ich trat den Heimweg nach einem Besuch in einem Hospice im Taxibus an. Das hatte ich zwar schon mehrmals getan, aber die Begleitperson war jedes Mal mit mir in Limete ausgestiegen, um mich zur Haustür zu begleiten. Diesmal stieg ich allein aus und ging nachhause.

Ich möchte eine Vorstellung vom Taxibus geben: Das ist ein 9 sitzer Bus, in dem hinten alle Sitze raus geräumt sind. Dafür sind 6 ca. 12 cm breite Bretter als Bänke angebracht, auf denen die Leute sitzen, auf jedem Brett dicht gedrängt 4 Personen, oft noch mit Kindern oder Einkauf etc. Die Leute steigen übereinander drüber, es ist ein Geschrei wenn jemand aussteigen oder einsteigen will. Jeder Bus ist von einem Burschen, der die Fahrtrichtung rausschreit und das Geld einsammelt, begleitet. Er überwacht, ob eh kein Platz unbesetzt bleibt, und drängt die Leute zusammen. Ich bin in der Hauptverkehrszeit gefahren, da war wirklich ein unglaubliches Gedränge. Aber mir macht’s nichts aus, eher Spaß. Gut nur, dass ich nicht dick bin. Die Dicken haben es selber schwer und machen es natürlich auch den anderen schwer, die neben ihnen gequetscht werden.

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Placebo, Nozebo und Risikokompetenz

Sich zu viel mit möglichen Gefahren beschäftigen macht krank. Keine Neuigkeit. Und die Pharma-Industrie macht damit ganz paradoxe Geschäfte. Nein, nicht wie man denken könnte, dass Leute aus Angst, sie könnten krank oder noch kränker werden, mehr Medikamente als nützlich nehmen. Sondern im Gegenteil. Sie kriegen ein vielleicht ganz nützliches Medikament verschrieben, lesen den Beipackzettel, auf dem alle möglichen und unmöglichen Nebenwirkungen beschrieben sind. Schon nimmt Nozebo seinen Lauf. Sie beobachten sich auf das mögliche Auftreten der diversen Nebenwirkungen, interpretieren eine Unpässlichkeit als solche und hören auf, das Medikament zu nehmen. Oder sie nehmen es von vornherein nicht, weil die Beschreibung der Nebenwirkungen sie einschüchtert. Dadurch landen Tonnen von Medikamenten im Müll. Weil durch Angst haben und dann doch die Behandlung nicht einhalten die Beschwerden nicht vergehen, ist ein neuer Arztbesuch angesagt mit neuen Medikamenten … Auf diese Weise bleibt ein permanent hoher Absatzmarkt für die Pharma-Industrie erhalten. ;-(

Mit der Schulung von Körperbewusstsein und Selbstwahrnehmung, mit dem Entwickeln von Risikokompetenz ist kein Geschäft zu machen. Nicht in den reichen Industrienationen und schon gar nicht hier in Afrika. Entsprechend geht auch in einem Land mit einer dermaßen armen Bevölkerung, wie in der DRK, Körperwissen verloren, und Menschen werden manipuliert, Gesundheit in den Centres de Santé und in den Pharmacies zu „kaufen“. Dabei werden sie auf Dauer die Betrogenen und die Verlierer sein.

Mit meinem Schulungsangebot für das Personal in Altenpflege-Einrichtungen in Kinshasa – die Schuluung ist kostenlos – möchte ich dazu einen Kontrapunkt setzen:

L´ Interaction dans les soins geriatrique

La methodologie attentive des mouvements et des touchements et l´effect sur la santé

Für die des Französischen Unkundigen: Der Titel der Schulung ist „Inteaktion in der Altenpflege. Bewusste Berührung und Bewegung und ihr Einfluss auf die Gesundheit“.

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Placebo, Nocebo und Normalität in einer neuen Lebenswelt

Placebo ist bekannt. Nocebo nicht so sehr. Aber jetzt hab ich meine eigene Erfahrung damit gemacht und kann mitreden. Es ist ganz einfach. Beides verstärkt die eigenen Annahmen. Bei Placebo wird die Annahme, etwas würde gut sein, entsprechend verstärkt. Nocebo nennt man, wenn die eigene Annahme, etwas wäre schlecht oder gefährlich, verstärkt wird und diese Annahme dann auch tatsächlich seine Wirkung entfaltet.

Konkret bei mir: Im Kongo ist es gefährlich und eine hellhäutige Frau kann nicht allein auf die Straße, ohne sich zu gefährden. Zugegeben, nachts würde ich allein immer noch nicht raus wollen. Weil ich aber auch gar nicht weiß was ich da tun soll und mich vor allem nicht auskenne ;-).

Aber nun zu mir und zu meinem Nozebo.

Zu Beginn war ich eingeschüchtert und interpretierte manches, das ich nicht einordnen konnte, als potentielle Gefahr oder zumindest Anmache. Z. B. machen die Straßenverkäufer hier ein schmatzendes Geräusch, um auf sich und ihre Waren aufmerksam zu machen. Dies klingt in meinen Ohren unangenehm und als ich es das erste Mal hörte, bezog ich es auf mich und fühlte mich unwohl.

Ein wichtiges Erlebnis war letzten Sonntag. Ich nahm mit Soeur Lea ein Sammeltaxi zur Kirche. Ein Haufen junger Burschen machte ein ziemliches Getöse um uns herum. Ich war irritiert und fürchtete irgendwas Respektloses. Ich fragte Lea danach, und sie sagte mir, sie kenne die Burschen und die wären begeistert gewesen sie zu sehen, und ein wenig neugierig in Bezug auf mich. Alles war total respektvoll, aber sehr lebhaft.

Heute war ich einige Schritte zu Fuß mit einer Kollegin unterwegs. Der Straßenverkehr hier ist enorm, und ein knapp an mir vorbei fahrendes Auto veranlasste mich zu einem Sprung zur Seite. Der war gut gelungen, und von der anderen Straßenseite bekam ich dafür lautstarken Applaus. Ich winkte zurück und hatte meinen Spaß.

Ich werde hier also ganz gelassen sein. Mich freuen über wohlwollende Aufmerksamkeit.  Und das Leben hier als andere aber genauso gut mögliche Normalität zur Kenntnis nehmen und mich ihr stellen.

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Activités et Expériences Existentielles de Vie

"Sich Bewegen" als Grundlage und im Zentrum aller Aktivitäten

"Sich Bewegen" als Grundlage und im Zentrum aller Aktivitäten

Le personnel de soins gériatriques doit comprendre la personne dans son intégralité et non pas seulement voir et soigner les déficites du corps.

Le concept des activités propose un modèle de pensée qui aide à percevoir la personne dans son intégralité et à l´aider dans son comportement sanitaire.Le modèle de pensée des „Activités et experiences existentielles de vie“

Le modèle de pensée des „Activités et experiences existentielles de vie“

Toutes les activités sont également importantes. Pourtant, l´activité „se mouvoir“ est la base pour toutes les autres activités et sera pour cette raison particulièrement enseignée.

Le modèle de pensée des „Activités et experiences existentielles de vie“ peut être utilisé aussi pour soi-même

Afin que le personnel puisse utiliser ce concept dans son travail, il doit d´abord apprendre à l´utiliser pour soi même.

Avec ce concept, il peut réfléchir sur son comportement sanitaire dans sa vie propre et développer ainsi sa compétence sanitaire. C´est important et utile pour tous, jeunes ou agés, malades ou en bonne santé.

Les questions suivantes devrait contribuer à comprendre le concept des activités.

Se mouvoir

  • Son propre comportement et modèle vis à vis du mouvement
  • La tension corporelle propre  et son effet sur la santé
  • Utilisation d´aide? (béquille, fauteuil roulant …)

Un environnement sûr et encourageant

  • La sécurité juridique
  • Participation sociale et politique
  • Sécurité ménagère

Communiquer

  • Pouvoir voir, pouvoir entendre
  • Pouvoir s´exprimer
  • Les connaissances linguistiques
  • Utilisation d´aide (lunettes, appareils acoustiques, moyens techniques de communication)
  • Rapports humains formels ou informels.

Se soigner

  • Besoins et usances hygiéniques.
  • Etats de la peau, des cheveux et des ongles
  • Respect de l´intimité

Le boire et le manger

  • Les repas seuls ou partagés?
  • Les comportements alimentaires
  • La sécurité alimentaire
  • Statut alimentaire de chacun

Etre homme, femme ou enfant

  • Orientation sexuelle et discriminations sexuelles
  • Transsexualité
  • Différences sociales entre les sexes
  • Les droits des femmes, le droit à l´intégrité corporelle
  • Les droits des enfants

Activités et experiences existentielles de vie

  • Expérience de la violence, hostilité, perte et douleur
  • Expérience profonde de bonheur, satisfaction, joie, sécurité
  • Expérience de transcendence

Domaines sociaux de la vie

  • Etre inscéré dans un milieu social (famille, cercle d´amis, travail)
  • Conscience de la promiscuité (proximité et distance)

S´occuper

  • Activité utile ou agréable
  • Travail qui permet de vivre en toute dignité
  • La santé au travail
  • Le volontariat

Fonctions vitales

  • Circulation sanguine, tension arterielle, le pouls.
  • Relaxation et régulation du stress
  • Respiration
  • Température corporelle

Les éliminations: excréments, urine, sudation et vomissements

  • Le control des fonctions défacatoires et urinaires.
  • Les installations sanitaires

S´habiller

  • Des habits appropriés et agréables
  • L´habillement: expression de la personalité

Repos et sommeil

  • Possibilités d´espace de repos

Toutes ces activités s´influencent les une les autres.

S´il y a des problèmes dans une ou plusieurs activités, l´état de santé peut s´aggraver. Une possibilité d´ameliorer la situation est de soutenir la personne dans les activités affectées. Le résultat sera l´amelioration de l´état de santé générale.

Ce point de vue sur la santé et sur la maladie donne la possibilité de prendre soin de soi-même et de développer des compétence sur sa santé. C´est important pour tout le monde.

Il donne également au personnel soignant une qualification supplémentaire de soin sans médicament.

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Sonntag in Kinshasa

Avenue Xoras, Limete, dahinter verbirgt sich mein Zuhause in den ersten vier Wochen

Avenue Xoras, Limete, dahinter verbirgt sich mein Zuhause in den ersten vier Wochen

Sonntag 24. 11. 2013 7:00 Uhr
Ich bin erschöpft. Ich  hatte mir vorgenommen, einfach zu akzeptieren was ist. Den Schmutz draußen, das nicht allein unterwegs sein können, das Essen, das Reden in einer Sprache, die ich ungenügend verstehe und spreche. Und den Lärm. Den permanenten Lärm. Ich hatte mir vorgenommen, mich innerlich nicht dagegen aufzulehnen. Das würde nur unnötig Kraft kosten. Aber jetzt merke ich, dass das gut und schön ist. Dass ich aber im Moment einfach k.o. bin. Kein ausschlafen gerade auch nicht am Sonntag, weil es da in der Eglise des Reveilles hier um die Ecke besonders zugeht (wie sonst auch fast jeden Tag, aber da eher nachmittags oder abends, was nicht weniger schrecklich ist). Und das geht stundenlang dahin! Mit immer gleichen Refrains und aggressiv klingenden Slogans, durchs Mikrofon geplärrt.

17:30 Uhr

Als ich einen Nachmittagsschlaf halten wollte, nachdem ich fleißig an meinem Bericht geschrieben und meine E-Mails empfangen hatte, genau da ging´s mit den Reveilles wieder los. Ich hätte es umdrehen sollen, vorher ausruhen und dann erst arbeiten bzw. Kontakt halten. Nächsten Sonntag weiß ich es besser. Aber vielleicht werde ich ja doch mal an einem Sonntag diesen goldigen Käfig nicht nur zum sonntäglichen Kirchgang verlassen können, sondern auch am mächtigen Kongo-Fluss spazieren gehen, oder Stadtteile besuchen, die angeblich so aussehen wie Städte überall auf der Welt. Die Kathedrale besuchen. Oder ein Museum. Oder in ein Konzert oder Theater gehen. Angeblich soll´s das alles hier geben. Unvorstellbar, wenn man so wie ich nur zwischen den Stadtteilen Limete und St. Pierre pendelt.

Naja. Ich habe dann Lust raus zu gehen. Einfach mir die Beine vertreten. Noch ist es nicht dunkel, die Luft ist nach einem heftigen Gewitter frisch. Ich traue mich raus. Die Leute aus der Umgebung haben mich, denke ich, wahrgenommen als Bewohnerin in ihrer Straße und können mich einordnen. Aber leider, die Tür ist verschlossen. Während der Woche ist ein Torhüter da, der aufsperrt bzw. das offene Tor bewacht. Der hat am Sonntag frei und die Tür ist zugesperrt. Die Mitbewohnerinnen schlafen. Bevor ich einen Lagerkoller kriege, nehme ich mein Federballspiel, das ich von zuhause für irgendwelche Bewegungsaktivitäten in der Altenpflege mitgenommen habe, und spiele allein mit dem Federball gegen die Mauer.

Endlich kommt die liebe Lea und hat Lust, mit mir zu spielen. Wir haben richtig Spaß. Beinahe lande  ich bei einem Sprung nach dem Federball mit der Nase in der Erde, und beinahe verliert sie vor lauter Herumrennen ihren Wickelrock. Wir spielen eine ganze Weile, verbessern uns schnell und hören dann schweißgebadet, was hier allerdings schnell der Fall ist, auf. Morgen und jeden Tag wieder, versprechen wir uns! Dass ich vor lauter Bewegungsdrang vergessen hatte, Insekten-Repellent aufzutragen und mich die Moskitos ordentlich erwischt haben, kann ich/muss ich sowieso verkraften. Hauptsache Lagerkoller abgewendet. 😉

Terasse vor dem Wohnzimmer

Terasse vor dem Wohnzimmer

Innenhof

"Meine" Schwestern

"Meine" Schwestern

Innenhof
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