Seit viereinhalb Jahren bin ich in Kontakt mit der Nichtregierungsorganisation „Collectiv des Associations pour le Devéloppement, CAD“ in der Demokratischen Republik Kongo.
Diese lokale NGO mit Sitz in der Hauptstadt Kinshasa kümmert sich hauptsächlich um Frauen, Mädchen und Kinder, die Opfer von sexualisierter Gewalt wurden, oder davon bedroht sind. Ebenso versucht die CAD bedürftige alleinstehende Mütter, vor allem „filles mères“, also sehr junge Mütter, und auch behinderte Frauen und Mädchen zu unterstützen. Es geht auch um hungernde Kinder und um hungernde stillende Mütter, denen die NGO helfen will.
CAD ist nicht nur in Kinshasa aktiv, sondern unter anderem auch im „Bascongo“, das ist das Gebiet flussabwärts vom Kongo Fluss in Richtung Pazifik.
Von Mitte Mai bis Mitte Juni 2018 werde ich wieder in die Demokratische Republik Kongo (RDC) reisen, um in Zusammenarbeit mit CAD Gesundheitsbildungs-Arbeit für Frauen und Mädchen zu leisten.
Vorgeschichte
Erster Aufenthalt in Kinshasa
Von November 2013 bis Jänner 2014 war ich im Auftrag der Caritas OÖ Auslandshilfe als Freiwillige in Kinshasa, um im Altenheim St. Pièrre, welches mit Hilfe der Caritas OÖ baulich saniert wurde, die Pflege- und Betreuungsstruktur zu evaluieren und gemeinsam mit der Leitung weiter zu entwickeln. Es gehörte auch zu meiner Aufgabe, das Personal dieses Heimes und anderer privater und staatlicher Heime zu schulen.
Damals lernte ich Monsieur Claude Kuzwela, den Präsidenten der NGO „CAD“ kennen. Ich besuchte mit ihm die „Crèche“, das hauptsächliche Projekt von CAD im entlegenen, sehr armen und dicht besiedelten Stadtteil Masina Pascal.
Diese Crèche war ursprünglich ein Privathaus. Das Haus ist einerseits eine Art Kindergarten. Alleinstehende Mütter können ihre kleinen Kinder während sie arbeiten dorthin bringen. So sind die Kinder geschützt vor Übergriffen. Im Haus halten sich auch junge Mädchen auf, die Vergewaltigung erleiden mussten. Und dort leben auch Kinder, welche aus Vergewaltigung hervorgegangen sind und für die ihre Mütter nicht sorgen können.
Nach der Rückkehr nach Österreich bemühte ich mich um finanzielle Hilfe für die Crèche im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Zweiter Aufenthalt in Kinshasa
Im Lauf des weiteren Austauschs mit Monsieur Claude kristallisierte sich für mich heraus, wie ich die CAD in ihrer Arbeit sinnvoll unterstützen könnte. Ich entwickelte ein Konzept für die Gesundheitsbildung speziell für die Zielgruppe von CAD, Frauen und Mädchen, die körperliche und sexualisierte Gewalt erleiden mussten.
Sie sollten ihren Körper wieder als zu ihnen gehörig, auch als Quelle der Freude und des Stolzes wahrnehmen und erfahren können. Und sie sollten ihren Körper in seinen Funktionen besser verstehen lernen. Zudem sollten sie mit Hilfe der Fuß-Reflexzonen-Massage in der Lage sein, sich bei einfachen gesundheitlichen Beschwerden selber beziehungsweise innerhalb der Familie oder unter Freundinnen gegenseitig zu helfen.
An der siebenteiligen Schulung, die ich schließlich im Februar 2016 in zwei parallelen Gruppen hielt, nahmen gut vierzig Frauen und Mädchen teil. Das Lernangebot bestand aus dem Kennenlernen des Beckenbodens, aus den Grundlagen der Fuß-Reflexzonen-Massage und aus den Grundlagen von Kinaesthetics (https://www.kinaesthetics.at/was-ist-kinaesthetics.cfm).
Bei der Schulung unterstützten mich Schulungsteilnehmerinnen von meinem ersten Aufenthalt, darunter zwei Ärztinnen. Sie übernahmen nach meiner Heimreise die weitere Begleitung der Frauen und Mädchen.
Um den Frauen und Mädchen eine Erwerbsperspektive zu ermöglichen, hatte mich Monsieur Claude um eine Spende für die Anschaffung von Nähmaschinen gebeten. Sie sollten nähen lernen, um beispielsweise die in Massen angebotene Secondhand Kleidung aus dem Westen/Norden umzuändern und so aufgewertet, für sich zu verwenden oder weiter zu verkaufen. Ich konnte den Einsatz der zehn Nähmaschinen vor Ort erleben.
Darum geht es jetzt
Wie oben schon erwähnt, werde ich vom 18. Mai – 15. Juni wieder in der Demokratischen Republik Kongo sein. Auch diesem Aufenthalt geht ein intensiver Austausch mit Monsieur Claude bezüglich einer möglichst zielführenden Hilfe voraus.
Diesmal bin ich an verschiedenen Orten im Bascongo eingeladen, bedürftigen Frauen und Mädchen Gesundheitsbildung anzubieten. Ist die wirtschaftliche und soziale Situation in der Hauptstadt schon sehr schwierig, so dürfte sie im Landesinneren in Bezug auf Ernährung, Bildung und Gesundheitsversorgung noch prekärer sein.
Konkret hat Monsieur Claude, zusätzlich zu meiner vereinbarten Aufgabe, der Gesundheitsbildung, folgende Bitten um Unterstützung an mich herangetragen.
Unterstützung des Krankenhauses Tshakala Mbewu mit chirurgischem und diagnostischem Gerät: Hier ist an Geräte und Gegenstände gedacht, welche eventuell bei uns in Ambulanzen oder Krankenhäusern ausrangiert wurden, die aber noch funktionstüchtig sind. Kleine Teile könnte ich eventuell in meinem Reisegepäck mitnehmen. Größeres könnte in einem Container verschickt werden.
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht noch die Unterstützung für die Anschaffung von
- Spezialnahrung für mangelernährte Kinder
- Antibiotika
- Medikamente für die Behandlung von Kindern, die an Darm-Würmern leiden
- Medikamente für die Rheuma-Behandlung
Dieses Krankenhaus mit großem Einzugsgebiet bräuchte auch dringend einen vierradbetriebenen Ambulanz-Wagen. Gerade viele schwangere Frauen sterben, wenn sie im Fall einer komplizierten Geburt das Krankenhaus nicht erreichen können.
An allen Standorten, wo CAD aktiv ist, geht es um die Unterstützung von Waisen und weiteren Kindern aus sehr armen Familien bezüglich Schulbildung (Übernahme des Schulgeldes) und von jungen Müttern bezüglich Berufsausbildung (Schulung in der Schneiderei, welche die Anschaffung von Nähmaschinen erfordert).
Um Hilfe wurde ich auch für ein Heim für gehörlose Mädchen und Frauen im Stadtteil Matongé in Kinshasa gebeten. Sie bräuchten einmal mehr Nähmaschinen, damit die Frauen eine Beschäftigung ausüben können.
Eine einfache Nähmaschine mit Handkurbel-Antrieb kostet vor Ort ca. $ 80,00. Von ihrer Funktionsfähigkeit und der Virtuosität der Schneiderinnen, sie zu betreiben, konnte ich mich beim letzten Aufenthalt überzeugen.
Ein weiterer Standort von CAD, eine Landwirtschaft auf dem Plateau von Bateke oberhalb beziehungsweise außerhalb von Kinshasa, bräuchte dringend einen Brunnen für die Versorgung mit Trinkwasser. Der Finanzbedarf dafür übersteigt aber sogar die Kosten für ein Ambulanz-Auto und ist deshalb auf der Prioritätenliste weit nach unten gerutscht. Dabei wäre die Landwirtschaft für die Ernährungssicherung sehr wichtig, bezieht doch zum Beispiel die Crèche in Kinshasa und weitere Einrichtungen von CAD von dort einen Teil der Nahrungsmittel.
Ich richte diesen Bericht an die Menschen, die bisher meine Reisen in den Kongo mit Interesse verfolgt haben, oder von denen ich annehme oder hoffe, dass sie Interesse für diese Art der Hilfestellung haben könnten. Ich hoffe auf Ideen, auf Ratschläge, auf Vernetzung. Danke!