Kongo 2018 – Bericht Nr 1: unterwegs

Ich mache keine Fotos hier. Außer einem Selfie und anderen Fotos, wo alle Beteiligten Freude daran haben fotografiert zu werden.

Dieses Foto zeigt mich mit den Eltern und dem Bruder eines Freundes aus Österreich und meiner Freundin Solange. Wir haben Spaß mit dem Selfie und das ist gut so.

Aber auf der Straße, im Bus, will ich nicht fotografieren. Ich würde mich zur Voyeurin der äußerst angespannten Lebenswirklichkeit von so vielen Menschen hier machen.

Wenn ich unterwegs bin, bin ich wie eine Kongolesin unterwegs. Hinten auf einem Motorrad sitzend, die unmöglichsten Strecken zurücklegend. Eingezwängt in einem Taxibus mit an die 30 weiteren Personen. Dreißig, wie ist das möglich?

Der ausgehöhlte Bus hat sechs Sitzreihen, Bretter mit einer circa 12 cm. breiten Sitzfläche. In jeder Reihe sind vier Personen. Vorn der Fahrer mit weiteren zwei Personen. Und dann hängen sich hinten auf der Stoßstange stehend, und an der offenen Seitentür noch weitere drei bis vier Menschen an. Das ist gefährlich, noch dazu bei diesem extremen Verkehr, wo die Autos, wenn sie können, dahin rasen, weil sie dann eh gleich wieder abbremsen müssen, wenn von der Seite jemand einbiegt oder jemand überholt. Oder wenn es einfach staut, so wie immer in den Morgen- und Abendstunden.

So wie gestern Abend, es ist der Samstagabend vor Pfingsten. Ich will „heim“ nach Kimbanseke zu den Don Bosco Schwestern, wo ich für ein paar Tage wohnen darf. Kimbanseke ist riesig, und ich habe mich verfahren. Kompliziert muss ich in der Dunkelheit einen langen Weg mit dem Motorrad über eine kurvige und enge Sandpiste mit viel Gegenverkehr wieder zurück fahren, einen Taxibus in die andere Richtung nehmen, und wieder mit dem Motorrad diesmal durch eine morastige Strecke mit Wasserlachen fahren, um endlich den Konvent der Schwestern zu erreichen. Rechts und links zu Fuß Gehende, so viele kleine Kinder, VerkäuferInnen, wieder viel Gegenverkehr. Es spritzt und quatscht von allen Seiten.

Über zwei Stunden hat dieser Umweg gedauert. Ich habe gebetet, immer wiederholend „Mein Jesus Barmherzigkeit“. Für ein längeres Gebet oder längere Gedanken hatte ich keine Konzentration.

Alles geht gut, habe ich wieder einmal erfahren. Solange ich wie eine Kongolesin unterwegs bin, bekomme ich von den Menschen genau die Hilfe, die ich brauche um an das jeweilige Ziel zu gelangen.

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Kongo Projekt 2018

Seit viereinhalb Jahren bin ich in Kontakt mit der Nichtregierungsorganisation „Collectiv des Associations pour le Devéloppement, CAD“ in der Demokratischen Republik Kongo.

Diese lokale NGO mit Sitz in der Hauptstadt Kinshasa kümmert sich hauptsächlich um Frauen, Mädchen und Kinder, die Opfer von sexualisierter Gewalt wurden, oder davon bedroht sind. Ebenso versucht die CAD bedürftige alleinstehende Mütter, vor allem „filles mères“, also sehr junge Mütter, und auch behinderte Frauen und Mädchen zu unterstützen. Es geht auch um hungernde Kinder und um hungernde stillende Mütter, denen die NGO helfen will.

CAD ist nicht nur in Kinshasa aktiv, sondern unter anderem auch im „Bascongo“, das ist das Gebiet flussabwärts vom Kongo Fluss in Richtung Pazifik.

Von Mitte Mai bis Mitte Juni 2018 werde ich wieder in die Demokratische Republik Kongo (RDC) reisen, um in Zusammenarbeit mit CAD Gesundheitsbildungs-Arbeit für Frauen und Mädchen zu leisten.

Mitarbeiterinnen von CAD

Vorgeschichte

Erster Aufenthalt in Kinshasa

Von November 2013 bis Jänner 2014 war ich im Auftrag der Caritas OÖ Auslandshilfe als Freiwillige in Kinshasa, um im Altenheim St. Pièrre, welches mit Hilfe der Caritas OÖ baulich saniert wurde, die Pflege- und Betreuungsstruktur zu evaluieren und gemeinsam mit der Leitung weiter zu entwickeln. Es gehörte auch zu meiner Aufgabe, das Personal dieses Heimes und anderer privater und staatlicher Heime zu schulen.

Damals lernte ich Monsieur Claude Kuzwela, den Präsidenten der NGO „CAD“ kennen. Ich besuchte mit ihm die „Crèche“, das hauptsächliche Projekt von CAD  im entlegenen, sehr armen und dicht besiedelten Stadtteil Masina Pascal.

Diese Crèche war ursprünglich ein Privathaus. Das Haus ist einerseits eine Art Kindergarten. Alleinstehende Mütter können ihre kleinen Kinder während sie arbeiten dorthin bringen. So sind die Kinder geschützt vor Übergriffen. Im Haus halten sich auch junge Mädchen auf, die Vergewaltigung erleiden mussten. Und dort leben auch Kinder, welche aus Vergewaltigung hervorgegangen sind und für die ihre Mütter nicht sorgen können.

Nach der Rückkehr nach Österreich bemühte ich mich um finanzielle Hilfe für die Crèche im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Zweiter Aufenthalt in Kinshasa

Im Lauf des weiteren Austauschs mit Monsieur Claude kristallisierte sich für mich heraus, wie ich die CAD in ihrer Arbeit sinnvoll unterstützen könnte. Ich entwickelte ein Konzept für die Gesundheitsbildung speziell für die Zielgruppe von CAD, Frauen und Mädchen, die körperliche und sexualisierte Gewalt erleiden mussten.

Sie sollten ihren Körper wieder als zu ihnen gehörig, auch als Quelle der Freude und des Stolzes wahrnehmen und erfahren können. Und sie sollten ihren Körper in seinen Funktionen besser verstehen lernen. Zudem sollten sie mit Hilfe der Fuß-Reflexzonen-Massage in der Lage sein, sich bei einfachen gesundheitlichen Beschwerden selber beziehungsweise innerhalb der Familie oder unter Freundinnen gegenseitig zu helfen.

An der siebenteiligen Schulung, die ich schließlich im Februar 2016 in zwei parallelen Gruppen hielt, nahmen gut vierzig Frauen und Mädchen teil. Das Lernangebot bestand aus dem Kennenlernen des Beckenbodens, aus den Grundlagen der Fuß-Reflexzonen-Massage und aus den Grundlagen von Kinaesthetics (https://www.kinaesthetics.at/was-ist-kinaesthetics.cfm).

Die Frauen sind mit Freude und Interesse beim Lernen.

Bei der Schulung unterstützten mich Schulungsteilnehmerinnen von meinem ersten Aufenthalt, darunter zwei Ärztinnen. Sie übernahmen nach meiner Heimreise die weitere Begleitung der Frauen und Mädchen.

Um den Frauen und Mädchen eine Erwerbsperspektive zu ermöglichen, hatte mich Monsieur Claude um eine Spende für die Anschaffung von Nähmaschinen gebeten. Sie sollten nähen lernen, um beispielsweise die in Massen angebotene Secondhand Kleidung aus dem Westen/Norden umzuändern und so aufgewertet, für sich zu verwenden oder weiter zu verkaufen. Ich konnte den Einsatz der zehn Nähmaschinen vor Ort erleben.

Dorcas und Claude Kuzwela freuen sich über die Nähmaschinen. Dorcas ist Schneiderin und unterrichtet die jungen Frauen in Schneiderei. Claude ist der Vorsitzende der NGO.

Darum geht es jetzt

Wie oben schon erwähnt, werde ich vom 18. Mai – 15. Juni wieder in der Demokratischen Republik Kongo sein. Auch diesem Aufenthalt geht ein intensiver Austausch mit Monsieur Claude bezüglich einer möglichst zielführenden Hilfe voraus.

Diesmal bin ich an verschiedenen Orten im Bascongo eingeladen, bedürftigen Frauen und Mädchen Gesundheitsbildung anzubieten. Ist die wirtschaftliche und soziale Situation in der Hauptstadt schon sehr schwierig, so dürfte sie im Landesinneren in Bezug auf Ernährung, Bildung und Gesundheitsversorgung noch prekärer sein.

Konkret hat Monsieur Claude, zusätzlich zu meiner vereinbarten Aufgabe, der Gesundheitsbildung, folgende Bitten um Unterstützung an mich herangetragen.

Unterstützung des Krankenhauses Tshakala Mbewu mit chirurgischem und diagnostischem Gerät: Hier ist an Geräte und Gegenstände gedacht, welche eventuell bei uns in Ambulanzen oder Krankenhäusern ausrangiert wurden, die aber noch funktionstüchtig sind. Kleine Teile könnte ich eventuell in meinem Reisegepäck mitnehmen. Größeres könnte in einem Container verschickt werden.

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht noch die Unterstützung für die Anschaffung von

  • Spezialnahrung für mangelernährte Kinder
  • Antibiotika
  • Medikamente für die Behandlung von Kindern, die an Darm-Würmern leiden
  • Medikamente für die Rheuma-Behandlung

Dieses Krankenhaus mit großem Einzugsgebiet bräuchte auch dringend einen vierradbetriebenen Ambulanz-Wagen. Gerade viele schwangere Frauen sterben, wenn sie im Fall einer komplizierten Geburt das Krankenhaus nicht erreichen können.

An allen Standorten, wo CAD aktiv ist, geht es um die Unterstützung von Waisen und weiteren Kindern aus sehr armen Familien bezüglich Schulbildung (Übernahme des Schulgeldes) und von jungen Müttern bezüglich Berufsausbildung (Schulung in der Schneiderei, welche die Anschaffung von Nähmaschinen erfordert).

Um Hilfe wurde ich auch für ein Heim für gehörlose Mädchen und Frauen im Stadtteil Matongé in Kinshasa gebeten. Sie bräuchten einmal mehr Nähmaschinen, damit die Frauen eine Beschäftigung ausüben können.

Eine einfache Nähmaschine mit Handkurbel-Antrieb kostet vor Ort ca. $ 80,00. Von ihrer Funktionsfähigkeit und der Virtuosität der Schneiderinnen, sie zu betreiben, konnte ich mich beim letzten Aufenthalt überzeugen.

Ein weiterer Standort von CAD, eine Landwirtschaft auf dem Plateau von Bateke oberhalb beziehungsweise außerhalb von Kinshasa, bräuchte dringend einen Brunnen für die Versorgung mit Trinkwasser. Der Finanzbedarf dafür übersteigt aber sogar die Kosten für ein Ambulanz-Auto und ist deshalb auf der Prioritätenliste weit nach unten gerutscht. Dabei wäre die Landwirtschaft für die Ernährungssicherung sehr wichtig, bezieht doch zum Beispiel die Crèche in Kinshasa und weitere Einrichtungen von CAD von dort einen Teil der Nahrungsmittel.

Ich richte diesen Bericht an die Menschen, die bisher meine Reisen in den Kongo mit Interesse verfolgt haben, oder von denen ich annehme oder hoffe, dass sie Interesse für diese Art der Hilfestellung haben könnten. Ich hoffe auf Ideen, auf Ratschläge, auf Vernetzung. Danke!

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Hintergründe für die teilweise extreme Armut eines großen Teils der Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo

Um die heutige Situation des Kongo ein wenig zu verstehen, braucht es einen Rückblick auf die belgische Kolonialgeschichte von den 1880er Jahren bis 1960. Sie war von brutalster Ausbeutung, Unterdrückung und Zwangsarbeit gekennzeichnete. Dieser folgte die vollkommen überstürzte und entsprechend unglücklich verlaufende Entlassung des Landes in die Unabhängigkeit im Jahr 1960.

Es verlangt auch einen sehr kritischen Blick auf das fortwährende Ausüben von politischer und wirtschaftlicher Dominanz des ehemaligen Kolonialherrn Belgien, aber auch von Europa, den USA, des Internationalen Währungsfonds.

Der demokratisch gewählte Ministerpräsident Patrice Lumumba wurde 1961 nach nur sieben Monaten Amtszeit unter Mitwirkung des US-Geheimdienstes nach schwerer Folterung ermordet. Dies geschah, um die wirtschaftlichen und hegemonialen Interessen Europas und insbesondere der USA zu sichern. Es folgten Jahre des Bürgerkriegs mit Sezessionsbestrebungen der an Rohstoffen besonders reichen, im Osten des riesigen Landes gelegenen Provinzen.

1965 putschte sich der Armeestabschef Joseph Mobutu Sese Seko an die Macht. Er hatte an der Ermordung Lumumbas, seines früheren Mitkämpfers für die Unabhängigkeit, maßgeblich mitgewirkt. Mobutus Diktatur dauerte über dreißig Jahre. Sie war geprägt von Unterdrückung, Gewalt und Willkür, Misswirtschaft und Korruption, Menschenrechtsverletzungen, dem Ausverkauf des Landes und seiner Bodenschätze. Sie führte zu einem wirtschaftlichen und sozialen Niedergang mit zunehmender Verelendung der Bevölkerung.

Mit dem Ende des kalten Krieges in den 1990er Jahren verloren die USA das Interesse, den Diktatur Mobutu weiter an der Macht zu halten. Der Genozid an den Tutsis im Nachbarland Ruanda 1994, der große Flüchtlingsströme in den Ost Kongo nach sich zog, verzögerte jedoch die  von den USA „genehmigte“ Entmachtung Mobutus. Der Kongo (unter Mobutu „Zaire“) wurde in einen Strudel kriegerischer Ereignisse vor allem im Osten des Landes, der an Uganda, Ruanda und Burundi angrenzt, hineingerissen.

Der Sturz Mobutus 1997 durch Laurent Desiree Kabila führte zu keiner Stabilisierung des Landes. Bis weit über die Jahrtausendwende dauerte der in mehreren Etappen verlaufende „Erste afrikanische Weltkrieg“ mit von der UNO geschätzten vier Millionen Toten. Er hatte unglaubliches und anhaltendes Leid, Vergewaltigungen und Massaker an der  Zivilbevölkerung gebracht und dauert bis zur Gegenwart an.

Quelle: Van Reybrouck, David (2013) Kongo Eine Geschichte. Suhrkamp Taschenbuch 4445

Nach der Ermordung Laurent Kabilas im Jahr 2001 durch einen Leibwächter übernahm Kabilas Sohn Joseph Kabila die Regierungsgeschäfte. Mit Unterbrechungen herrscht er bis zum heutigen Tag als gewählter, jedoch sehr umstrittener Präsident. Seine Regierungszeit ging mit Ende 2016 zu Ende. Leider weigert sich Kabila, Wahlen zuzulassen. Laut Verfassung darf er kein weiteres Mal kandidieren. Die Situation ist im ganzen Land aus diesem Grund sehr angespannt, mit immer wieder kehrenden Ausbrüchen von Gewalt. Diese Stimmung konnte ich bei meinem zweiten Aufenthalt 2016 in Kinshasa deutlich wahrnehmen.

Auf Grund des fast völligen Fehlens staatlicher Gesundheits-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen werden diese Aufgaben zu einem großen Teil innerhalb der Familie, durch Selbstorganisation in größeren Zusammenhängen wie der NGO, mit der ich zusammen arbeite, von Missionen, Freikirchen und internationalen NGO`s angeboten.

Nur in seltenen Fällen sind die Angebote kostenfrei. Menschen sterben an einfachen Krankheiten, wenn das Geld für die nötige Behandlung oder für eine Operation fehlt. Bildung ist ein Gut, das nur bekommt, wer dafür bezahlen kann.

Auf diese Weise ist ein großer Teil der Menschen vom wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt und von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen.

Abschließende Bemerkung

Trotz der äußerst schwierigen Lebensbedingungen erlebe ich bei vielen Kongolesinnen und Kongolesen große innere Kraft, Solidarität, Lebensmut und Lebensfreude. Dies wirkt auf mich ansteckend und gibt mir den Mut und die Kraft, meinen sehr individuellen und natürlich entsprechend punktuellen Beitrag vor Ort zu leisten.

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Selbstbestimmt und Solidarisch: Bundeskongress der Grünen in Wien 2014

Als neue Delegierte des Bezirks Freistadt konnte ich am 29. und 30. 11. am BUKO der Grünen erstmals teilnehmen. Die Stimmung war ausgezeichnet, bedingt durch die Wahlerfolge in Serie, mit den Regierungsbeteiligungen in Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg.

Ich bin froh und dankbar für diese Gelegenheit zur politischen Weiterbildung auf hohem Niveau und in großer Vielfalt. Froh bin ich auch, dass ich die SpitzenkandidatInnen und viele MandatarInnen aus ganz Österreich und auch der EU erleben und teilweise kennenlernen durfte. Durch diese fachkundigen, engagierten und offenen Menschen bekommt für mich Grüne Politik  ein zunehmend persönliches Gesicht, und die qualifizierten Beiträge erweitern meinen Horizont.

Worin und wie zeigt sich Grüne Politik?

    1. Leitanträge

      Der erste Antrag „Selbstbestimmt und Solidarisch in einer Welt im Wandel“ weist mit Respekt auf die sozialen Standards hin, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts errungen worden waren. Allerdings werden diese Standards den neuen Lebensrealitäten mit einem Arbeitsleben voller Brüche, mit einer neuen gesellschaftlichen Vielfalt nicht mehr gerecht. Den Leitantrag stellten am Samstag Judith Schwentner und David Ellensohn, die ihn federführend verfasst hatten, anschaulich vor.

      Eckpfeiler einer Grünen Sozialpolitik sind unter anderem:

      • Ein einheitliches Pensionssystem, das aus einer steuerfinanzierten und existenzsichernden Grundpension von ca. € 850,00 und aus einer Versicherungspension besteht. Beide Pensionsteile zusammen sind in der Höhe gedeckelt.
      • Ein gesetzlicher Mindestlohn von € 8,50 pro Stunde
      • Wohnraum ist ein menschliches Grundbedürfnis. Deshalb braucht es ein neues Mietrecht, das die Grundlage für leistbares Wohnen für alle schafft.
      • Leistbare Mobilität, wie z.B. das Wiener Jahresticket von € 365,00
      • Gelebte Inklusion, die sich in Integrationsangeboten vom ersten Tag an (siehe auch AsylwerberInnen!) zeigt.
      • Ein faires Bildungssystem, bei dem Bildung im Kindergarten (Elementarpädagogik!) beginnt und bis zum Ende der gesetzlichen Schulpflicht gemeinsam mit allen Kindern gestaltet wird.

      Solidarische Politik ist eine Querschnittmaterie, die in viele andere Politikbereiche greift. Sie setzt auf systemische Lösungen, auf ökosoziale Komponenten wie Umwelt- und Klimaschutz, auf eine nachhaltige Energieversorgung und auf eine Wirtschaft, welche den Bedürfnissen der Menschen und der Regionen entspricht. Die Grünen wollen sie gemeinsam mit einer Europäischen Union, die sich zunehmend zu einer Sozialunion entwickelt, verwirklichen.

      Werner Kogler und die drei Abgeordneten zum Europaparlament Ulrike Lunacek, Michel Reimon und Monika Vana stellen den Leitantrag „Für einen fairen und vernünftigen Handel“ vor.

      Vor der Abstimmung erklärt Finanzsprecher Werner Kogler, warum der Resolutionsantrag so wichtig ist. Leider ist es wieder einmal so, dass die Bundesregierung in der Causa TTIP zwar verbal dagegen auftritt, in den Verhandlungen zu TTIP in den europäischen Gremien aber nichts davon zu hören ist. Im Gegenteil – dort begrüßen sie TTIP sogar.

      Die berüchtigten Handelsverträge TTIP, die kanadische Version CETA und die Dienstleistungs-Vereinbarung TiSA stellen nur die Spitze eines Eisbergs von bereits abgeschlossenen Investitionsschutz-Abkommen zugunsten von Konzern-Interessen dar. Auch Österreich ist an solchen unfairen Abkommen im Handel mit Ländern des Südens beteiligt.

      Diese „Freihandelsabkommen“ untergraben demokratische Strukturen und zivilgesellschaftliche Mitbestimmung. Sie gefährden die Absicherung zentraler Lebensbedürfnisse, wie zum Beispiel ökologische, soziale und biologische Standards in Lebensmitteln, und bei Dienstleistungen im Sozial- und Gesundheitsbereich.

      Wir Grüne wollen einen fairen Handel, zivilgesellschaftliche Mitbestimmung, hohe Standards und Transparenz und nicht Privilegien für Lobbyinteressen von Konzernen!

      Auch den letzten Antrag „Wir stärken Frauen in der Politik“, den Eva Glawischnig und Berivan Aslan vorstellen, nehmen die Stimmberechtigten mit Begeisterung auf und – mit einer Gegenstimme – an.

      Kurz und bündig, soll ein Bonus-Malus-System zur Stärkung von Frauen in der Politik beitragen. Jene Parteien, deren Frauenanteil im Nationalrat unter 50% liegt, sollen im Rahmen der Parteien-, Klub- und Parteiakademiefinanzierung spürbare finanzielle Abschläge erhalten.

        2. Über den Tellerrand schauen

          Grüne Politik zeigt sich auch in der Bereitschaft, von Menschen in den Kriegsgebieten des  Nahen und Mittleren Osten zu hören. Eine Gruppe von Kurdinnen und Kurden brachte uns die verzweifelte Lage der dort lebenden Menschen nahe und bedankte sich für Hilfe und Solidarität der Grünen.

            3. Haupt-Rednerinnen

              Ganz besonders repräsentierten die vier Haupt-Rednerinnen am Kongress Grüne Politik.

              Den Anfang machte am Samstag Maria Vassilakou, Wiener Vizebürgermeisterin und Verkehrs-Stadträtin, gefolgt von Ulrike Lunacek, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, und am Sonntag die Parteivorsitzende Eva Glawischnig und zum Abschluss Ska Keller, die Spitzenkandidatin der Europäischen Grünen.

              Jede Rednerin war in ihrem Charisma und ihrer Kompetenz, ihrer Fähigkeit, die Zuhörenden an ihren Erfahrungen und Expertisen teilhaben zu lassen, einzigartig.

              Maria Vassilakou wies auf die vorher utopisch erschienenen, in harter Regierungsarbeit  erfolgreich umgesetzten Vorhaben der Wiener Grünen hin, wie z.B. die Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße, das Öffi-Jahres-Ticket. Ihre Hauptaussage ist: Wien soll zur Grünen Hauptstadt Europas werden.

              Ulrike Lunacek bedankte sich nochmals für die Unterstützung bei den EU-Wahlen im Mai. Sie erklärte die Themenbereiche, an denen sie selbst, Michel Reimon und Monika Vana arbeiten, und skizzierte ein Europa, das zur Sozialunion werden kann und werden muss.

              Eva Glawischnig erzählte am Sonntag, wie sie als Jugendliche vom scheinbar unaufhaltbaren Erfolg der FPÖ beeindruckt und auch geängstigt war. Die FPÖ ist zutiefst diskreditiert und in keiner einzigen Landesregierung mehr vertreten. Nun sind es die Grünen, die von einem Wahlerfolg mit Regierungsbeteiligung zum nächsten gehen!

              Ska Keller wies in ihrer Rede darauf hin, dass Handel nicht nur dem  wirtschaftlichen, sondern auch dem kulturellen Austausch und dem Wissenstransfer ermöglichen kann. So ein Handel dient den Menschen, den Kommunen und den Regionen. Aber ein Handel, welcher der Gewinnmaximierung alle ethischen, menschenrechtlichen und ökologischen Standards opfert, gefährdet unser aller Zukunft auf dem Planeten Erde.

              Abschließendes Resümee

              Ich komme persönlich und inhaltlich gestärkt heim. Die vielen Impulse und Inhalte werden mir in der Aufarbeitung und im Einarbeiten in mein politisches und persönliches Engagement noch lange Kraft und „Nahrung“ geben.

              Trotz des dichten Programms war der Ablauf ruhig und entspannt. Das Zeitmanagement durch das jeweilige Präsidium war exzellent. Streng manchmal, aber immer humorvoll.

              Bei der Einladung am Samstagabend ins Badeschiff konnte ich nur beanstanden, dass die Tanzfläche für uns begeisterte Tänzerinnen – auch einige Tänzer wagten sich dazwischen –  größer hätte sein können. Das Schiff bot nochmal eine phantastische Zeit für Austausch und persönliche Gespräche.

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              Abschlussfeier MOTS DE PARTICIPANTE Dr. Esther NSOMBO BOLAZA

              Formation avec Madame Hermine (journée de clôture)

              La Caritas a organisée une formation, pour l’amélioration des soins de la personne du troisième âge ;  qui vit dans les hospices a la quelle nous avons participé.

              La formation a consiste a des expériences existentielles de la vie, dont il faut se mouvoir.  Aider la personne du troisième âge à retrouver la sensibilité profonde de bien être, pour mieux vivre à côté de ses douleurs par des mouvements et interaction.

              A l issue de cette formation nous avons constate que la personne du troisième âge ne vit pas seulement dans les hospices,  mais vit aussi ailleurs c’est-a-dire dans nos familles.

              Á l’instar de centre pédiatrique qui s’occupe des soins des enfants, aussi vrai que les soins des enfants sont spécifiques  de même que les soins de la personne du troisième âge sont aussi spécifiques.  D’où l’importance de créer un centre gériatrique quasi inexistant dans notre pays, pour soigner la personne du troisième âge congolaise, qui vit en dehors des hospices à l’instar de ceux du monde pour bénéficier des soins appropries à leurs âge.

              En ce siècle ou l’espérance de vie du congolais est augmentée d’environ 10 ans selon l’OMS, la vieillesse n’est pas une corvée et elle ne peut pas être vécue comme telle.

              Nous sommes conscients de manque d informations qu’à la personne du troisième âge congolaise, en rapport avec son âge comment le vivre quels sont les mouvements à faire et a ne pas faire comment se mouvoir etc.

              Ce centre gériatrique qui se fixera comme objectif de répondre aux préoccupations, de la personne du troisième âge congolaise à l’instar de ceux du monde ; à lui donner la joie de vivre heureusement sa vieillesse qui est une grâce exceptionnelle.

              C’est pour nous une façon de vous dire merci et de vous être reconnaissant de ce que nous sommes.

              Nos remerciement à la Caritas, à madame Hermine Moser professeur pour les métiers des soins entraineur kinaesthetitique.

              Dr. Esther NSOMBO BOLAZA
              0818292248 0997168425
              esthernsombo@gmail.com.

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              Abschlussfeier ALLOCUTION de Patrick Kasasi

              ALLOCUTION A L’OCCASION DE LA REMISE DES BREVETS DE LA FORMATION SUR

              L’INTERACTION  DANS LES SOINS GERIATRIQUES
              La methodologie attentive des mouvements et des touchements et l´effect sur la santé

              Monsieur le Secrétaire Général du Ministère des Affaires Sociales et Solidarité Nationale, Monsieur le Directeur National de la Direction d’encadrement des Personnes de Troisième Age, Madames et Messieurs les Directeurs et Directrices des Homes des vieillards,
              Madames et Monsieurs le Responsable de la Caritas Kinshasa
              Distingués invités et chers Collègues.

              Durant cinq semaines, nous, Filles et Garçons des salles, kinésithérapeutes, médecins et autres agents en charge des vieillards  avons suivie la formation sur l’interaction dans les soins gériatriques à l’hospice Saint Pierre, formation assurée par madame HERMINE MOSER, Infirmière Diplômée,  Professeur pour les métiers de soins, Entraineur Kinaesthetics, Développement de la santé et  Formation interculturelle.

              Tout au long de la formation nous avons appris à comprendre la personne dans son intégralité et non seulement se limiter de voir et de soigner les déficits du corps. Pour ce,  « SE MOUVOIR » constitue une des bases centrales de la vie humaine car l’expérience et la perception du propre mouvement encourage la qualité des soins de sa propre santé et celle de l’autre. Bref les mouvements faites avec une attention accrue améliorent la qualité de la vie et l’autonomie.

              Nous voici aujourd’hui à la fin cette formation qui est en réalité est pour nous le commencement d’une nouvelle expérience professionnelle, nous tenons donc, à remercier nos autorités pour cette opportunité bien importante, nos remerciements vont également à Caritas Kinshasa pour avoir pensé aux vieillards en organisant cette formation, nous remercions aussi  l’hospice Saint Pierre surtout la Sœur Julie pour son hospitalité, et enfin nous sommes très reconnaissant à l’égard de Madame Hermine pour sa disponibilité , son sens de bénévolat et sa ferveur dont elle a fait montre en notre faveur.

              Nous osons croire que, celle ci n’est pas une dernière et nous souhaitons que pareilles formations aie lieu régulièrement pour permettre un partage d’expérience entre différents hospices.

              Merci de votre attention.

              Patrick Kasasi
              Garcon de Salle, Journaliste

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              24 Stunden mit einer obdachlosen jungen Frau

              13. 12. Thérèse hatte ich schon einmal bewusst wahrgenommen, war zurückgegangen, um ihr etwas Geld zu eben, obwohl sie nicht gebettelt hatte. Gestern, Sonntagmorgen, sah ich sie, wie sie mit mehreren Plastikflaschen mit Wasser ihre Wäsche wusch, Wasser draufleeren, einseifen, Wasser draufleeren zum Abspülen der Seife. Mühsam. Ich bot ihr an, ihre Wäsche bei uns in der Waschmaschine zu waschen, aber erst am Abend, wenn ich wieder heim komme. Das tat ich dann auch. Ich holte alle ihre Sachen, gab ihr von mir eine Decke, weil sie sonst auf dem nackten Betonboden hätte schlafen müssen. Die Torhüter in der Wohnanlage kannten Thérèse und wussten, dass sie schon über ein Jahr auf der Straße lebte. Ihre Geschichte ganz kurz: Sie stammt aus Kisangani, kam zu Verwandten nach Kinshasa, die sie aber dann verjagt hätten. In Kisangani hätte sie ihre Mutter, aber es fehle das Geld für die Reise.

              Es begann zu regnen und es regnete die ganze Nacht tropenmäßig. Ich dachte an Thérèse.

              Am Morgen stand sie in meine rote Decke eingewickelt in ihrem Eck und bedeutete mir „Hunger“. Ich lud sie ein ins Auto zu steigen und nahm sie mit zur Procure, in diesen Komplex, der Bank und Hotel und noch manches mehr ist. Dort setzte ich sie an den Frühstückstisch, richtete ihr Tee und Brote – ich bemerkte, dass sie nicht wirklich sich zu bedienen wusste. Während sie frühstückte, erledigte ich meine Sachen, holte sie wieder ab und nahm sie mit nach St. Pierre. Dort brachte ich sie in mein Zimmer, und ich widmete mich meiner Arbeit, dem Unterrichten. Sie konnte sich ausruhen und sich trocknen. Nach der Schulung begleitete ich sie – vorher hatte ich sie gefragt, ob sie das wolle – in ein Aufnahme-Haus für Straßenmädchen. Von diesem wusste ich durch Franciska, die ich in einem der Hospice kennen gelernt hatte. Aber Thérèse konnte dort nicht bleiben. Es werden nur Mädchen, die unbegleitet kommen, aufgenommen. Also zurück nach Gombe zu ihrem Platz am Straßeneck. Ich gab ihr noch das Geld für den Transport am nächsten Tag, wenn sie allein in das Aufnahmezentrum fahren würde, und wünschte ihr eine gute Nacht. Es war trocken.

              Wie ging es weiter? Thérèse ging nicht in das Aufnahme-Haus sondern blieb auf der Straße. Mich wollte sie als Unterstützerin behalten. Das ging aber nicht. Meine „Sozialarbeits-Kraft“ war begrenzt, und mein Aufenthalt ebenso.

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              Schwimmen im Fleuve

              Am letzten Sonntag, den ich hier in Kinshasa verbringe, will ich endlich den Ausflug nach Mbudi direkt am Kongo-Fluss machen. Ich treffe mich mit Dr. Freddy, für den Hans das Mikroskop mitgebracht hat – danke an die Spender! – seiner Frau Marie Josée und ihren beiden kleinen Kindern Triompf und Danielle. Mit dem 4jährigen Triumpf verstehe ich mich besonders gut. Es ist nett, wie offen er mit mir plaudert. Er nennt mich „Mundele Hermine“, vielleicht meint er, das sei ein besonders ehrenvoller Titel. Die 8monatige Danielle hatte gerade einen Malaria-Anfall überstanden, der einen Krankenhaus-Aufenthalt nötig machte. Sie war immer noch schwach. Es ist unglaublich, wie präsent diese Krankheit ist!

              Wie immer fasziniert mich der Fleuve. Heute bin ich ganz nahe am Wasser, ich könnte rein gehen, hab aber keine Schwimmsachen dabei, kein Handtuch. Lange überlege ich. Es ist Sonntag, ich bin sonntäglich gekleidet. Am Abend will ich noch in ein Konzert, davor komme ich nicht nachhause um zu duschen und mich umzuziehen. Aber dann weiß ich, dass diese Erfahrung eben jetzt zu machen ist und vielleicht nicht wieder kommen wird. So gehe ich einfach rein in den Fluss. Fein ist die Badewasser-Temperatur. Es ist angenehm zu spüren, wie die Kleider sich mit Wasser voll saugen und um den Körper streichen, diesen streicheln. Und dann schwimme ich wirklich mit dem größten Vergnügen. Ich werde auch gut beobachtet. Als ich etwas weiter raus schwimmen will, werde ich zurück gerufen. Der Fleuve ist bekannt für die gefährlichen Strudeln, welche in einem bestimmten Abschnitt die Schifffahrt unmöglich machen, und welche immer wieder Menschen in die Tiefe ziehen. Sr. Hildegard hatte mir erzählt, dass sie selber einmal Zeugin wurde, wie ein junger sportlicher Mann in so einem Strudel verschwand. Er wurde Tage später tot aus dem Fluss gezogen.

              Aber ich stieg heil aus dem Wasser und trocknete mich auf den warmen Steinen liegend in der Sonne.

              Später speisten wir köstlichen Fisch. Während Triompf am Spielplatz spielte und Danielle zufrieden auf einer Decke auf dem Boden saß, halfen Freddy und Marie Josée mir, den Ablauf der Abschlussfeier anlässlich der Zertifikatsverleihung am kommenden Mittwoch zu planen. Marie Josée ist Musikerin und Sängerin und wird mit ihrer Gruppe die Feier umrahmen.

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              Kunsthandwerk kaufen

              Ein junger Mann bietet schöne antike Stücke an.
              Er MUSS verkaufen, am Montag sind die Schulgebühren für seine beiden Kinder fällig. Das zweite Trimester hat begonnen, dreimal jährlich ist zu zahlen. Ich kaufe einige Holzskulpturen.
              Hatte ich eine Kaufabsicht? NEIN.
              Gefallen mir die Stücke? JA.
              Werde ich einen passenden Platz für sie finden? NAJA.
              Glaube ich ihm seine Geschichte? JA

              Ein älterer Mann spricht mich an, der aus Ebenholz selber Skulptoren schnitzt. Er MUSS verkaufen, um die Medikamente für seine kranke Frau bezahlen zu können.
              Hatte ich eine Kaufabsicht? NEIN.
              Gefallen mir die Stücke? JA.
              Werde ich einen passenden Platz für sie finden? NAJA.
              Glaube ich ihm seine Geschichte? JA.

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              Sesam öffne dich. Aber nur für das Auto.

              Wenn ich an das schwere Eisentor in der Avenue du Syndikat Nr. 9, wo ich wohne, klopfe, werde ich recht rasch gehört. Kurz guckt ein Torhüter durch das Guckloch und öffnet das Tor für mich. Das war nicht immer so. In der ersten Zeit, als ich eingezogen war, klopfte ich mir manchmal fast die Finger wund, bis man mich endlich rein ließ. Ich erkläre mir das so, dass es für die Torhüter absolut ungewöhnlich ist, wenn jemand zu Fuß das Gelände betritt oder verlässt. Wirklich alle fahren rein und auch raus. Die Regel ist: Wer rein will, hupt, und dann – Sesam öffne dich. Das Klopfen mit den Fingerknöcheln als Wunsch, reingelassen zu werden zu verstehen, war nicht eingespeichert und so wurde das Klopfen auch nicht wahrgenommen. Inzwischen kennen aber alle die Mundele (Weiße), die fast immer zu Fuß rein und auch raus geht und reagieren auf mein Klopfen.

              Gestern sprach mich ein Torhüter an und meinte wohlwollend-freundlich, ich möge doch, wenn ich mit dem Taxi ankäme, reinfahren und nicht draußen vor dem Tor aussteigen. Das wäre nicht sicher. Als ich ihm erklärte, dass ich mit Öffis unterwegs sei, konnte er das fast nicht glauben, das wäre doch „viel zu gefährlich“. Davon merke ich aber gottseidank nichts. Wie gesagt, den einzigen Unfall hier in Kinshasa hatte ich nicht in den gefährlichen Straßen, sondern in der Küche, als ich mir die Fußsohle empfindlich verbrannte. Aber das ist schon wieder Geschichte, alles abgeheilt.

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