Wenn ich an das schwere Eisentor in der Avenue du Syndikat Nr. 9, wo ich wohne, klopfe, werde ich recht rasch gehört. Kurz guckt ein Torhüter durch das Guckloch und öffnet das Tor für mich. Das war nicht immer so. In der ersten Zeit, als ich eingezogen war, klopfte ich mir manchmal fast die Finger wund, bis man mich endlich rein ließ. Ich erkläre mir das so, dass es für die Torhüter absolut ungewöhnlich ist, wenn jemand zu Fuß das Gelände betritt oder verlässt. Wirklich alle fahren rein und auch raus. Die Regel ist: Wer rein will, hupt, und dann – Sesam öffne dich. Das Klopfen mit den Fingerknöcheln als Wunsch, reingelassen zu werden zu verstehen, war nicht eingespeichert und so wurde das Klopfen auch nicht wahrgenommen. Inzwischen kennen aber alle die Mundele (Weiße), die fast immer zu Fuß rein und auch raus geht und reagieren auf mein Klopfen.
Gestern sprach mich ein Torhüter an und meinte wohlwollend-freundlich, ich möge doch, wenn ich mit dem Taxi ankäme, reinfahren und nicht draußen vor dem Tor aussteigen. Das wäre nicht sicher. Als ich ihm erklärte, dass ich mit Öffis unterwegs sei, konnte er das fast nicht glauben, das wäre doch „viel zu gefährlich“. Davon merke ich aber gottseidank nichts. Wie gesagt, den einzigen Unfall hier in Kinshasa hatte ich nicht in den gefährlichen Straßen, sondern in der Küche, als ich mir die Fußsohle empfindlich verbrannte. Aber das ist schon wieder Geschichte, alles abgeheilt.