Andocken im Zusammenhang mit Lernen bedeutet, auf etwas zu stoßen, das Interesse weckt
Im Unterricht versuchen Lehrende, den Studierenden ein (hoffentlich spannendes) Lernangebot in Form eines neuen Themas, einer Erfahrung … anzubieten. Springt der Funke über, das heißt, können die Studierenden mit dem Angebot was anfangen, es mit eigenen Erfahrungen verbinden, dann ist das „Andocken“ geschafft.
Damit der Funke überspringen kann, braucht es das Interesse, die Offenheit und Wachheit der studierenden (am Unterrichtsprozess teilnehmenden) Person. In diesem Bereich liegt bei ihr ein gutes Stück Selbstverantwortung und die Möglichkeit der Selbststeuerung.
In der Folge wird „Stoff vermittelt“. Das kann auf unterschiedlichste Weise, mit verschiedensten Methoden, passieren.
Herkömmlicherweise wird dann der Stoff daheim „gelernt“. Er wird so oft wiederholt, bis er „verstanden“ wird. Dieses Verstehen bedeutet aber oft nur, dass er bestenfalls mit eigenen Worten memoriert, das heißt wiedergegeben werden kann.
Ein kopierendes Wiedergeben ist aber nicht gleichbedeutend mit einem eigenen Denk- und Auseinandersetzungsprozess, der eine eigene Bedeutungsgebung, einen erweiterten Handlungsspielraum und im besten Fall eine eigene „Theoriebildung“ zur Folge hat.
Passiert das Letztgenannte, so ist die „Anschluss-Operation“ gelungen.
Für dieses Gelingen können Lehrende Anstöße in Form von Ermutigung, von verschiedensten konkreten Aufträgen (Hausübungen) und von Rückmeldungen geben. Auch die Wahl der Unterrichtsmethoden fördert oder hemmt mögliche Anschluss-Operationen.
Die Hauptarbeit liegt aber in den Möglichkeiten, im Ermessen und damit in der Verantwortung der Studierenden.
Anschluss-Operation bedeutet, dass sich das neu angebotene Wissen durch eigene individuelle Arbeit mit schon vorhandenen Strukturen (Erfahrungen, eigenem Wissen etc) nicht nur verknüpft hat und Querverbindungen geschaffen wurden, sondern dass etwas Neues (siehe oben) entstanden ist.
Dieses Neue soll im Unterrichtsprozess Platz haben. Es soll von den Lehrenden (LernbegleiterInnen) wahrgenommen, wertgeschätzt und gemeinsam reflektiert werden.
Durch den Austausch der verschiedenen Anschluss-Operationen gibt es einen Mehrwert an Wissen und Verständnis, der nicht nur den Studierenden, sondern selbstverständlich auch den Lehrenden offen steht.
Lehrende können aber niemals wirkliches Lernen erzwingen oder bestimmen, da jeder Mensch einzigartig (was Vorwissen, Denkfunktionen etc. betrifft) ist. Sie können jedoch Unterstützung geben und fördernde Lernumgebungen schaffen.