Die im hinteren Zimmer

Ich merke, dass es zunehmend schwieriger wird, kleine amüsante Begebenheiten zu beschreiben. Die Komplexität holt mich ein. Zum Beispiel in dem Heim, in dem ich heute war. Ich finde ein kleines Mädchen auf einem Stück Plastik liegend, in Fetzen gehüllt. Es ist das Kind eines „Garcon de salle“ hier und hört auf den Namen Divine. Auf dem Straßenmarkt kaufe ich ein paar Sachen für Divine. Es sind Teile, die in unserem Krimskrams Geschäft in Freistadt nicht mehr verkauft werden, weil entsprechend verschlissen, und in die großen Säcke für Afrika gesteckt werden. Hier sind sie dann ca. um den doppelten Preis wie im Krimskrams und ähnlichen Geschäften, hier für die Ärmsten der Armen (damit meine ich nicht mich!!!) erhältlich.
Den Papa von Divine wollte ich gehörig zur Rede stellen, warum er sich nicht besser um seine Tochter kümmert. Er erzählte mir, dass er noch Rita und Florentine, 9 und 10 Jahre, hat, und er allein für die drei Mädels sorgt. Die Mutter ist weg. Das gibt´s also auch hier, einen allein erziehenden Vater. Bisher traf ich nur allein erziehende Mütter und Großmütter.
Und dann lebt auf dem Gelände noch die Krankenschwester Franciska mit ihren vier Töchtern, zwei davon Mütter mehrerer Kinder. Sie muss sie alle durchbringen. Ihr „Gehalt“ ist die äußerst bescheidene Wohnmöglichkeit. Ihre Enkelkinder laufen auch nicht besser herum als Divine.
Aber nun zu den alten Leuten.
In diesem Heim sind die Zimmer hintereinander angeordnet. Da ist das vordere Zimmer, das Tageslicht hat und nicht unmanierlich ausschaut. Aber im hinteren Zimmer leben dann die Alten, die nicht so vorzeigbar, weil inkontinent, verwirrt, gehunfähig sind. Da stinkt´s. Eine Frau hab ich von Kopf bis Fuß gewaschen und wollte ihr dann frische Kleidung anziehen. Das Kleid (Unterwäsche unbekannt), das mir die fille de salle für sie gab, war einfach nur getrocknet. Alles klar?

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