Diese Aussage ist in unterschiedlicher Formulierung in Bezug auf Personen mit Migrationshintergrund häufig zu hören.
Wer das sagt, geht davon aus, dass die meisten MigrantInnen nicht oder nur schlecht deutsch sprechen. Höre ich eine solche Aussage, so frage ich immer nach, ob die Annahme des Nicht-Deutsch-Könnens einer eigenen persönlichen Erfahrung entspringt, was meistens verneint wird.
Was alles steckt hinter der in jeder Hinsicht legitimen Forderung, MigrantInnen mögen die Landessprache beherrschen? Hoffentlich die mitfühlende Sorge um das Wohl von zugezogenen Mitmenschen.
Wie funktioniert eigentlich Spracherwerb?
Da jeder Mensch seine eigene Muttersprache in einer vor-bewussten Zeit erlernt hat, fehlt häufig das Verständnis für die Tücken des Spracherwerbs im Erwachsenenalter.
Fest steht: Sprache kann nur in einem dialogischen Prozess, dessen Verlauf von individuellen persönlichen Voraussetzungen und dem entsprechenden Angebot abhängig ist, erlernt werden. Der Lernprozess ist im Grunde genommen ein lebenslanger. Das Erlernen der Sprache findet auch nur zum geringeren Teil im Kursraum statt. Eine Sprache, die nicht im Dialog erprobt wird, ist und bleibt tot.
Weiters findet Dialog/Interaktion/Verständigung auch außerhalb der gesprochenen Sprache statt. Ist der Prozess der Verständigung, des sich verständlich Machens, des verstanden Werdens und des eigenen Verstehens mit dem Erlebnis von Wertschätzung und positiver Zuwendung verbunden, so fördert das nicht nur den aktuell stattfindenden Dialog, sondern die Freude an der Sprache und den Austausch über die Sprache und damit das Erlernen der Sprache.
Diese Wertschätzung erleben aber Deutsch lernende MigrantInnen sehr häufig nicht.
In Zukunft wird meine weitere Frage an die Personen, die mangelnde sprachliche Kompetenz bei den Zugewanderten feststellen, die nach ihrem eigenen Beitrag zu einem Klima der Wertschätzung und des interkulturellen Dialogs sowohl im gesellschaftspolitischen Kontext als auch in der persönlichen Begegnung sein.